Nadeln gegen den Schmerz
Immer mehr Untersuchungen weisen darauf hin, dass Akupunktur gegen chronische Schmerzen hilft.
Auch für kritische Ärzte kann sie eine valable Therapieform sein.
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Gesundheitstipp 06/2013
09.06.2013
Letzte Aktualisierung:
11.07.2013
nz
Die Wirkung der Akupunktur ist in Fachkreisen bis heute umstritten. Der Grund: Man kann sie nicht wissenschaftlich erklären.
Doch nun gibt eine grosse Übersichtsstudie der Akupunktur weiteren Auftrieb. Erschienen ist sie im renommierten «Archive of Internal Medicine». Eine internationale Forschungsgruppe wollte wissen, wie gut Akupunktur gegen chronische Schmerzen hilft. Dazu prüfte sie 29 Studien auf ihre Aussagekraft und kam zum Schluss: Akupu...
Die Wirkung der Akupunktur ist in Fachkreisen bis heute umstritten. Der Grund: Man kann sie nicht wissenschaftlich erklären.
Doch nun gibt eine grosse Übersichtsstudie der Akupunktur weiteren Auftrieb. Erschienen ist sie im renommierten «Archive of Internal Medicine». Eine internationale Forschungsgruppe wollte wissen, wie gut Akupunktur gegen chronische Schmerzen hilft. Dazu prüfte sie 29 Studien auf ihre Aussagekraft und kam zum Schluss: Akupunktur nützt bei Arthrose sowie Schmerzen in Rücken, Nacken, Kopf und in der Schulter.
Bei allen untersuchten Studien war die Voraussetzung: Patienten litten länger als vier Wochen an den Schmerzen. Zudem bekam immer eine Gruppe eine echte Akupunktur und eine andere Gruppe zum Vergleich eine Scheinakupunktur. Johannes Fleckenstein, Leiter der Abteilung für traditionelle chinesische Medizin und Akupunktur an der Universität Bern, erläutert: «Dabei setzt man die Nadeln neben die korrekten Akupunkturpunkte.» So können die Forscher erkennen, wenn allein durch die Wahrnehmung der Behandlung eine Linderung der Schmerzen eintritt. Das Fazit der Forscher: Eine richtige Akupunktur wirkt besser als Scheinbehandlungen. Auch das Fachblatt «Infomed» sieht in den Studienresultaten eine Aufwertung für die Akupunktur: Sie werde nun auch für Ärzte, die der Komplementärmedizin kritisch gegenüberstehen, zu einer «valablen» Therapie. Für Fleckenstein ist klar: «Akupunktur ist besonders für Schmerzpatienten im Bereich des Bewegungsapparats vielversprechend.»
Die Akupunktur gehört zu den bekanntesten Therapieformen der chinesischen Medizin. Mit feinen Nadeln stimulieren Therapeuten die spezifischen Punkte an den Energieleitbahnen, den sogenannten Meridianen. Das soll Patienten helfen, ihre Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Der Berner Arzt und Akupunkteur Peter Schertenleib sagt: «Es handelt sich um ein energetisches Netzwerk von Kanälen, das nicht nur die Akupunkturpunkte, sondern auch die inneren Organe beeinflusst.» Mittels Pulsund Zungendiagnose erhalten die Therapeuten zudem Hinweise, um Krankheiten zu erkennen.
«Es gibt einige schwarze Schafe»
Die Akupunktur bringt vielfach nicht nur einen Nutzen mit sich, sondern hat auch kaum Nebenwirkungen – im Gegensatz zu vielen Medikamenten.
Die Suche nach einem geeigneten Therapeuten ist allerdings schwierig. Fleckenstein: «Es gibt einige schwarze Schafe.» Die Akupunktur sollte von einer gut ausgebildeten und erfahrenen Fachperson durchgeführt werden, empfiehlt «Infomed».
Oft ist man auf der sicheren Seite, wenn ein Arzt eine Zusatzausbildung hat. Adressen bekommt man bei der Assoziation Schweizer Ärztegesellschaften für Akupunktur und chinesische Medizin. Ärzte können über die Grundversicherung abrechnen. Für andere Therapeuten braucht es eine Zusatzversicherung.
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