Es schien ein Hoffnungsschimmer für Menschen mit Depressionen zu sein: das neue Mittel Brintellix von Hersteller Lundbeck. Die Tabletten enthalten einen neuartigen Wirkstoff und sollen auch die Konzentration und das Gedächtnis verbessern. Denn damit haben Depressive häufig Probleme. Brintellix habe auch kaum Einfluss auf das Körpergewicht und beeinträchtige die Sexualität nur wenig, im Gegensatz zu anderen Medikamenten gegen Depressionen. Dies berichtete die «Pharmazeutische Zeitung» von der Einführungs-Pressekonferenz des Mittels in München (D). Seit kurzem ist Brintellix auch in der Schweiz im Handel. 

Doch das neue Mittel hilft gegen Depressionen nicht besser als bisherige Pillen. Uwe Herwig, Chef­arzt des Psychiatrischen Zentrums Appenzell Ausserrhoden, sagt: «Ich sehe zurzeit keine offensichtlichen Vor- oder Nachteile.» 

Ähnliche Nebenwirkungen 

Zu einem ähnlichen Schluss kam das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Es gebe «keinen Anhaltspunkt für einen Zusatznutzen», so das Fazit der Fachleute. Zudem ist nicht einmal klar nachgewiesen, dass es genauso gut wirkt wie vergleichbare Medikamente mit den Wirkstoffen Citalopram oder Sertralin. Das sagt ­Wolfgang Becker-Brüser von der deutschen Fachzeitschrift «Arznei- Telegramm». Doch die Nebenwirkungen seien vergleichbar. Becker-Brüser rät deshalb von Brintellix ab. Gerade auch, weil es deutlich teurer ist als andere Mittel: So kostet in der Schweiz eine durchschnittliche Tagesration Fr. 2.10. Bei einem vergleichbaren Mittel mit Citalopram sind es nur Fr. 1.30.