Richtig sanieren - sparen beim Heizen
Bei steigenden Ölpreisen wird die Sanierung der Heizung aktuell. «Haus & Garten» zeigt, welche Investitionen sich lohnen - beim Dämmen und bei der Wahl des Heizsystems.
Inhalt
Haus & Garten 3/2006
28.06.2006
BEATRIX MÜHLETHALER
Wer das Haus renoviert, verpasst es oft, gleichzeitig für eine wärmetechnische Erneuerung zu sorgen. Nur ein Viertel aller Einfamilienhausbesitzer nutzte zwischen 1985 und 2000 diese Chance, ergab eine 2005 veröffentlichte Erhebung von Cepe/ ETH Zürich. Am ehesten liessen die Hausbesitzer neue Fenster einsetzen, teilweise auch Fassaden verputzen und streichen - ohne sie aber besser gegen Kälte zu dämmen.
Die hohen Investitionskosten für einen besseren Wärmeschutz mögen ab...
Wer das Haus renoviert, verpasst es oft, gleichzeitig für eine wärmetechnische Erneuerung zu sorgen. Nur ein Viertel aller Einfamilienhausbesitzer nutzte zwischen 1985 und 2000 diese Chance, ergab eine 2005 veröffentlichte Erhebung von Cepe/ ETH Zürich. Am ehesten liessen die Hausbesitzer neue Fenster einsetzen, teilweise auch Fassaden verputzen und streichen - ohne sie aber besser gegen Kälte zu dämmen.
Die hohen Investitionskosten für einen besseren Wärmeschutz mögen abschreckend wirken. Doch sie machen sich bezahlt, insbesondere seit Heizen teurer geworden ist. Das zeigen Berechnungen der ETH Zürich, die ihre Daten im Auftrag des WWF aktualisiert hat. Bei einem Ölpreis von 80 Franken pro 100 Liter lassen sich die Investitionen gut amortisieren. Dämm-Massnahmen sollten den ersten Sanierungsschritt darstellen, weil sich eine neue Heizung danach kleiner dimensionieren lässt.
Bei Fassadenrenovation: Aussenwände dämmen!
Besonders lohnend ist erstens die Isolation der Kellerdecke, zweitens der Wärmeschutz unter dem Hausdach. Hier ist eine Dämmschicht von 18 bis 24 Zentimetern optimal. Im Unterschied zur Fassade hat man beim Dach meist genug Platz für dicke Schichten. Gibt es auch bei der Fassade keine Platzprobleme, sind für die Aussenhaut Dämmstärken von 16 bis 20 Zentimetern empfehlenswert. Eine reine Pinselsanierung stellt eine verpasste Chance dar. Denn wenn das Gerüst schon steht, bringt das Dämmen vergleichsweise kleine Zusatzkosten mit sich, während die Heizkosten stark sinken. Eine reine Fassadenrenovation verursacht deshalb unter dem Strich höhere Jahreskosten, als wenn gleichzeitig gedämmt wird. Dieser Rechnung liegen günstige Materialien wie Polystyrol, Steinwolle und Zellulose zugrunde. Verwendet man teurere Stoffe wie Kork, Holzfaserplatten, Hanf, kann sich die Bilanz leicht ändern. Tendenziell erfordern Polystyrol, Stein- und Glaswolle etwas geringere Dämmstärken als andere Materialien, da sie einen besonders hohen Dämmwert haben.
Meist kostenneutral: Fenster an der Nordseite erneuern
Auf der Nordseite des Hauses sind dichte Fenster besonders wichtig. Wer hier ein altes Fenster durch ein Isolationsfenster ersetzt, muss nicht mit steigenden Jahreskosten rechnen, da sich im gleichen Umfang Heizkosten sparen lassen. Das ergibt die Rechnung bei einem Preis von Fr. 80.-/100 l Öl und einer Amortisationszeit von 30 Jahren. Nur geringfügig höher liegen die Jahreskosten, wenn das beste aller Isolationsfenster installiert wird, das heisst jenes mit dem geringsten Wärmedurchlasswert (U-Wert 0,5).
Wer bei einem schlecht isolierten Haus allein die Fenster erneuert, geht ein Risiko ein. Denn bei ungenügendem Lüften kann sich an den kalten Wänden Kondenswasser bilden und Schimmelpilz entstehen.
Wenn umfassend saniert wird, also Dach, Fassade und Fenster zusammen, ist die Einsparung an Heizenergie pro Element etwas geringer. Aber neben den Kosteneinsparungen sind auch andere Vorteile zu gewichten: Ohne Zugluft lebt es sich komfortabler, und unter dem Dach lässt sich zusätzlicher Wohnraum gewinnen. Ausserdem profitiert die Umwelt, wenn weniger Energie verheizt wird. Allerdings muss ein solch dicht abgeschlossenes Gebäude ebenfalls genügend gelüftet werden, um zu feuchte Luft und Schimmel zu vermeiden.
Attraktive Alternativen zum Öl
Noch nie war der finanzielle Anreiz so gross, von der Ölheizung zu einem anderen System zu wechseln - zu einer Gas-, Holz- oder Wärmepumpen-Heizung. Doch welche Variante ist die beste, belastet Umwelt und Budget also am wenigsten? Der WWF hat das mit aktuellen Daten durchgerechnet.
Unter realistischer Betrachtung der zukünftigen Entwicklung gilt für ein gut gedämmtes Einfamilienhaus, sei es neu oder renoviert: Am wirtschaftlichsten ist die Wärmepumpe, gefolgt von der Gasheizung. Andererseits belastet eine Holzheizung die Umwelt am wenigsten - insbesondere, wenn sie mit Sonnenkollektoren kombiniert wird. Dank dem separaten Vergleich von Kosten und Umweltbelastung lässt sich abwägen, welche Prioritäten man setzen will oder kann.
Ob die Preise für fossile Energie weiterhin überdurchschnittlich steigen, ist offen. Es ist aber bestimmt realistisch, mit einem Erdölpreis von rund Fr. 80.-/ 100 l zu rechnen. Eine CO2-Abgabe muss man einkalkulieren, auch wenn die Diskussion darüber im Parlament noch im Gange ist. Der Bundesrat schlägt 35 Franken pro Tonne CO2 vor. Das verteuert das Heizöl um 9 Rp./l, das Erdgas um 7 Rp./m3. Je stärker die Energiekosten steigen, desto konkurrenzfähiger werden Heizsysteme, bei denen die Installationskosten hoch sind wie bei der Wärmepumpe mit Erdsonde, der Pellet-Holzheizung und den Sonnenkollektoren.
Der Umwelt zuliebe: Die Holzheizung
Wie stark Heizung und Warmwasserbereitung die Umwelt belasten, lässt sich an zwei Werten ablesen: einerseits an Umweltpunkten, welche die Belastung von Wasser, Boden und Luft darstellen, andererseits am CO2-Ausstoss, der für die Klimaentwicklung relevant ist. Holz gilt als CO2-neutral, weil es beim Verbrennen nur so viel CO2 freisetzt, wie es zuvor im Wachstum gebunden hat. Doch beim Erstellen der Anlage und beim Trocknen der Schnitzel entstehen Treibhausgase. Ausserdem werden beim Verbrennen von Holz Schadstoffe erzeugt, was sich in Umweltbelastungspunkten niederschlägt.
Rahmenbedingungen fürs eigene Haus
Umweltschonender als Holz ist trotzdem nur die Sonnenenergie. Wärmepumpen belasten die Natur durch ihren Strombedarf stärker als Holz. Denn dem vermeintlich sauberen Strom haften die Belastungen seiner Herkunft aus Wasser-, Atom- oder Kohlekraft an. Da die Wärmepumpe mit Erdsonde effizienter funktioniert als jene mit Luft, belastet sie die Umwelt weniger.
Fazit: Wer vor allem auf die Kosten achtet, setzt auf die Wärmepumpe. Wer nicht jeden Rappen umdrehen muss und die Verringerung der Umweltbelastung stärker gewichtet, wendet sich Holz und Sonne zu oder bevorzugt zumindest die Wärmepumpe mit Erdsonde. Die Ölheizung verliert beim jetzigen Ölpreisniveau ihre Attraktivität.
Selbstverständlich hängt die tatsächliche Wahl von den Rahmenbedingungen beim eigenen Objekt ab. Für die Pellet-Heizung beispielsweise muss es im Haus oder im Garten Platz für ein Silo zur Lagerung der Pellets geben. Für die Solaranlage braucht es nach Süd-West bis Süd-Ost ausgerichtete Flächen, die nicht von Bäumen beschattet werden. Gas ist dann eine Option, wenn das Haus bereits ans Gasnetz angeschlossen ist. Schon vorhandene Infrastruktur und andere Rahmenbedingungen beeinflussen natürlich auch die Kostenrechnung. Deshalb empfiehlt es sich, einen auf das eigene Objekt bezogenen Kostenvergleich anzustellen. Der WWF ermöglicht das mit je einer Excel-Tabelle für Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser auf seiner Internetseite.
Weitere Informationen:
- www.wwf.ch/heizen
- www.bauschlau.ch
- www.energysystems.ch
- www.topten.ch
- www.minergie.ch
- www.igpassivhaus.ch
Gesuch um Geld für Sanierung der Gebäudehülle:
www.stiftungklimarappen.ch, Tel. 0840 220 220
Adressen Energiefachstellen: www.bfe.admin.ch (Dienstleistungen/Dienstleistungen in meinem Kanton)
WERT STEIGERN MIT GUTER DÄMMUNG
Gut gedämmte Neubauten mit geringem Energiebedarf lösen heute auf dem Immobilienmarkt bessere Preise. Das spiegelt ihren Wert in einer Zeit mit knapper werdender Energie. Der Stand der Bautechnik erlaubt es, Häuser mit sehr geringem Bedarf an nicht erneuerbarer Energie zu erstellen. Wer heute baut, sollte sich deshalb über Häuser mit dem Passivhaus-Label oder dem Minergie-P-Label ins Bild setzen.
KOSTEN FÜR DAS EIGENE HAUS BERECHNEN
Die Excel-Tabellen auf der Seite www.wwf.ch/heizen enthalten realistische Kostenschätzungen diverser Heizsysteme für ein Einfamilienhaus mit 200 Quadratmeter beheizter Fläche (Energiebezugsfläche) und für ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen - beide gut gedämmt. Die Tabellen lassen sich den eigenen Rahmenbedingungen anpassen. Als Erstes gibt man die Energiebezugsfläche (beheizte Fläche) ein. Geht es um einen Neubau, setzt man danach den errechneten Heizenergiebedarf ein - der Architekt kennt diesen. Ist eine Sanierung geplant, operiert man mit dem bisherigen Verbrauch. In Tabelle und Grafiken lassen sich die Ergebnisse ablesen.
Um einen genauen Kostenvergleich zu machen, holt man für die favorisierten Lösungen Offerten ein und ersetzt die vorgegebenen Zahlen. Nicht vergessen sollte man, allfällige Vergünstigungen einzurechnen. Bei kantonalen oder städtischen Energiefachstellen erfährt man, ob sie Fördergelder für Investitionen in Heizsysteme mit erneuerbarer Energie ausrichten. Wer Dämm-Massnahmen plant oder die Fenster erneuert, erhält unter gewissen Bedingungen Finanzbeiträge der Stiftung Klimarappen. Energiesparinvestitionen lassen sich überdies meist bei den Steuern abziehen. Ausserdem gewähren diverse Banken vergünstigte Kredite für energiesparende Investitionen.