Der österreichische Mediziner Cem Ekmekcioglu schlägt Alarm: «Wir leiden an chronischem Berührungsmangel – und merken nicht, wie uns das krank macht.» Schuld daran seien die heutigen Lebensformen: der Austausch über Computer, Beziehungen auf Distanz, Single-Existenzen und kleinere Familien. Finger würden heute eher Handytasten und Fernbedienungen berühren als nackte Haut.
Dabei wären Berührungen unter Menschen immens wichtig: «Berührung gibt uns Geborgenheit, sie ist die Basis für unser seelisches Wohlbefinden.» Menschen, die zu wenig Berührung bekommen, leiden vermehrt an Ess- und Schlafproblemen, Hautkrankheiten und anderen Beschwerden. Ekmekcioglu und seine Co-Autorin Anita Ericson zitieren Studien, die das belegen. Besonders eindrücklich: die Untersuchungen, die zeigen, dass Babys, die nicht berührt werden, sterben.
Die Autoren plädieren vehement für mehr Körperkontakt im Alltag. Sie schreiben über die Vorteile von Kuschelpartys und Massagen – und machen sich stark für «mehr Berührungsqualität in der Partnerschaft». Damit alle ihre regelmässige Dosis an Berührungen erhalten.
Fazit: Nach der Lektüre will man sofort jemanden umarmen.
ANOREXIE: Sie konnte nicht anders
Mit 16 erkrankte Melanie Carolin Wigger an Anorexie. Drei Jahre später, wieder gesund, schreibt sie ihre Geschichte auf. Die Magersucht beschreibt sie als «innere Stimme», die ihr Befehle erteilt habe. Sie schildert, wie sie das Abnehmen aus Mangel an Selbstbewusstsein entdeckte – als «Projekt», in dem sich alles kontrollieren lässt. Mit einer prägnanten Sprache macht Wigger deutlich, warum von Anorexie Betroffene nicht anders können, als weiter abzunehmen. In schönen Zeichnungen stellt sie die «innere Stimme» als Fuchs dar, der sie lange gequält hat.
Fazit: Ein Mutmacher für Betroffene und Angehörige.
Melanie C. Wigger: «Der Weg meiner Magersucht», ca. Fr. 34.–, Rothus Verlag
WASSER: Entzauberter Wundertrunk
Wasser ist nicht bloss Wasser: Es gibt Sauerstoffwasser, Grander-Wasser, ionisiertes Wasser und Hunza-Wasser mit wundersamen Heilkräften. In seinem Buch prüft der deutsche Chemiker Helge Bergmann die Theorien und Mythen und stellt ihnen wissenschaftliche Erkenntnisse gegenüber. Leicht verständlich erklärt er die chemischen und physikalischen Zusammenhänge und zeigt, wo bloss Hokuspokus und Geschäftssinn hinter den Versprechen stecken. Bergmann legt eine umfassende Sammlung an Wissen vor, doch teilweise geht er sehr ins Detail.
Fazit: Wohlwollende, kritische Analyse eines Wissenschafters.
Helge Bergmann: «Wasser, das Wunderelement?», ca. Fr. 39.–, Verlag Wiley-VCH
SCHLAF: Besser als Schäfchen zählen
Baldrian, Schäfchen zählen, progressive Muskelentspannung: Mit ganz verschiedenen Mitteln versuchen von Schlaflosigkeit Betroffene, den ersehnten Schlaf herbeizuzwingen. Da mutet es ungewöhnlich an, wenn Brigitte Hieronimus übers «Glück der Schlaflosigkeit» schreibt. Die Autorin rät, wir sollten froh sein über die freie Zeit in der Nacht. Mit ihrem Buch will Brigitte Hieronimus dazu anregen, schlaflose Nächte kreativ zu nutzen, um belastende Themen wie Stress am Arbeitsplatz oder Misstöne in der Partnerschaft zu verarbeiten.
Fazit: Für Schlaflose, die ihre Nächte kreativ nutzen wollen.
Brigitte Hieronimus: «Vom Glück der Schlaflosigkeit», ca. Fr. 35.–, Orell Füssli Verlag