Herr Farinha, sind Sie die gute Seele oder der Polizist des Schulhauses?
Ganz klar die gute Seele.
Weshalb?
Ich komme gut mit den Jugendlichen aus. Sie respektieren mich, gleichzeitig wissen sie, dass sie immer zu mir kommen können, wenn etwas ist. Zum Beispiel, wenn sie etwas kaputt gemacht haben oder wenn sie am Wochenende im Schulhaus etwas holen müssen.
Sie arbeiten im «Chreis Cheib» – dem Quartier mit dem schlimm-sten Ruf in Zürich. Müssen Sie oft Streit schlichten?
Nein. Die Schüler sind nicht das Problem.
Sondern?
Drogenabhängige belasten mich manchmal. Und Fremde werfen oft ihren Abfall auf dem Areal weg.
Drogenabhängige belasten Sie?
Drogensüchtige kommen an den Abenden und am Wochenende hierher, um sich Drogen zu spritzen.
Seit der Schliessung des Platzspitzes hat Zürich das Problem mit Drogenabhängigen doch gelöst?
Es gibt nach wie vor Menschen, die sich ihren Schuss auf der Strasse setzen. Immer wenn es wärmer wird, geht es wieder los. Natürlich ist es nicht mehr so schlimm wie früher.
Wie oft kommt das vor?
Im Sommer sind es ungefähr ein bis zwei Personen pro Woche. Im Winter sind es weniger.
Hatten Sie deswegen schon schlaflose Nächte?
Ich mache mir schon Sorgen, auch wenn es nicht mehr so schlimm ist wie vor ein paar Jahren. Nach der Platzspitz-Zeit in den 90ern hat sich das Problem bei uns verschärft. Damals gab es hier noch nicht so viel Polizeipräsenz, und viele Süchtige zogen sich in die Bäckeranlage zurück.
Worüber machen Sie sich Sorgen?
Ich habe vor allem Angst, dass sich jemand mit einer Spritze stechen und mit einer Krankheit anstecken könnte. An Wochenenden kommen ja auch viele Eltern mit ihren Kindern hierher. Wenn ich die Spritzen nicht sofort einsammle, habe ich ein schlechtes Gefühl.
Haben Sie dabei keine Angst, sich selber mit einer Krankheit anzustecken?
Ich muss vorsichtig sein, aber ich schütze mich gut. Ich trage immer Handschuhe und nehme die Spritzen nie in die Hand, sondern benutze eine Zange, um sie aufzuheben. Danach werfe ich sie in einen Plastikeimer und bringe sie zur fachgerechten Entsorgung in eine Apotheke. So steckt sich auch niemand sonst an.
Zur Person: José Farinha
Eigentlich wollte José Farinha, 46, schon immer Schulabwart werden – wie seine Pflegeeltern. Weil er auch gern an Motoren herumtüftelt, machte er aber nach der Schule zunächst eine Lehre als Automechaniker. Vor 17 Jahren wechselte er den Beruf. Jetzt wartet er das Areal der Sekundarschule Feld in Zürich im Kreis vier.